Ötzis letzte Mahlzeit

Kulinarische Homage an Ötzis letzte Mahlzeit
Kulinarische Homage an Ötzis letzte Mahlzeit

Fleisch und Fett vom Alpen-Steinbock und Hirsch, Einkorn und Blätter vom Adlerfarn waren die Zutaten für Ötzis letzte Mahlzeit. So weit sind sich Wissenschaftler (www.nationalgeographic.de) einig. Ob, und wenn ja, welche Gewürze zur Anwendung kamen, und warum Ötzi den giftigen Adlerfarn verspeiste, ist unklar.

Adlerfarn stand auch in unserer Region bisweilen auf dem Speiseplan, trotz seiner Giftigkeit (Blausäureglykoside und andere Gifte). Auch in anderen Regionen und Erdteilen ist Adlerfarn als Salat bekannt. Bedenkenlos (gekocht) essbar sind hingegen die Wedel des Straußenfarn (Matteuccia struthiopteris), oder die Wurzeln des Tüpfelfarn (Polypodium vulgare).

Während Hirsch noch zu bekommen ist, wird es mit Alpensteinbock schwierig. Denn Capra Ibex, so der lateinische Name, steht unter Schutz. Den Untersuchungen der Wissenschaftler nach war Ötzis Fleisch getrocknet, vermutlich am Feuer, also geräuchert, da Kohlenstoff an der Fleischfasern gefunden wurde.

Einkorn, das Urgetreide, wird heute wieder von einzelnen Bauern angebaut und ist z.B. bei der Horbacher Mühle in hervorragender Qualität (bio, regional) zu bekommen.

Nun, wir haben den 12.02.2020, und die Strürmin „Sabine“ lässt dicke Hagelkörner waagerecht am Fenster vorbei fliegen. Ist also schlecht mit Hirsch am Feuer trocknen. Farn hat auch nicht unbedingt gerade Saison, giftig soll es ja auch nicht werden.

Daher entschließe ich mich zu einem Workaround nebst Upgrade für Ötzis Mahlzeit. Und, zugegeben, gekocht habe ich in der häuslichen Küche und nicht am Lagerfeuer. Denn die Frostbeulen, die Ötzi hatte, möchte ich mir bei aller Anteilnahme doch ersparen.

Also, los gehts:
Einkorn bei der Horbacher Mühle holen: Check.
Beim Metzger eine Rinderbeinscheibe abholen: Check.
Suppengemüse: Check
Im Garten Wildgemüse sammeln: Check.
Fett vom Hirsch: Äh, nö.

Mit der Beinscheibe fange ich an und bräune sie im Grill. In der Zwischenzeit bringe ich Suppengemüse (Zwiebeln, Sellerie, Lauch, Möhren mit Grün, ein paar Körner Pfeffer und Piment, Wacholderbeeren) zum Kochen. Die gebräunte Beinscheibe mit Saft gebe ich zum Suppengemüse und lasse alles langsam 3 Stunden simmern. Schuss Weißwein dazu, reduzieren.

Die Portion Einkorn röste ich im Topf an, lösche mit der Brühe ab, koche das Getreide al dente. Kurz vor Schluss gebe ich getrocknete Hagebutten dazu, alles mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Die gesammelten Kräuter und Gemüse wasche und hacke ich. Dem Hagels trotzend, habe ich Blätter von der Nachtkerze, Nelkenwurz, Löwenzahn und Gänseblümchen gefangen. Auch etwas Gundermann ist dabei. Die gehackten Kräuter hebe ich unter das Getreide.

Die Beinscheibe habe ich aus dem Gemüse gefischt und das Fleisch ausgelöst. Die Fleischstücke brate ich in der heißen Pfanne noch mal kurz an, zusammen mit ein paar Knoblauchzehen und Thymianzweigen, Salz, Pfeffer.

Aus dem Getreide forme ich ein Bett, auf das ich die Fleischstücke gebe. Ein herrlicher Anblick! Ein herrlicher Duft!

Sowohl das Fleisch als auch das Getreide haben sich mit Aromen voll gesogen, die Wildkräuter tun ein übriges. Die Hagebutten geben frische-säuerlische Tupfer dazu.

Man braucht keine große Portion, um satt, glücklich und zufrieden den Hagelkörnern beim Vorbeiflug zu zu sehen 🙂

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